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Geschichte
 

Seit 1927 ist Nänikon keine Zivilgemeinde mehr, das Dorf gehört zu Uster und ist heute von den 8 Aussenwachten Freudwil, Nänikon, Nossikon, Riedikon, Sulzbach, Wermatswil, Werrikon und Winikon die bevölkerungsreichste.
Diese kleine Chronik soll Sie etwas «gluschtig» machen noch mehr über «Alt-Nänikon» zu erfahren. Lesen Sie nach in der Dorfchronik (Die Geschichte der Gemeinde Nänikon), die für Fr. 20 beim Gemeindeverein Nänikon erhältlich ist, oder in der Dorfbibliothek Nänikon ausgeliehen werden kann.

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Entstehung

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Nänikon entstand in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Die Alemannen, von Oberuster her kommend, haben unsere Gegend besiedelt.
Nänikon heisst Nenichova – der Hof des Neno. Alle Dörfer mit der Endung ‚ichova‘ oder heute ‚ikon‘ wurden von den Alemannen gegründet. Riedikon, Winikon, Werrikon, Nossikon sind Alemannenhöfe. Spätere Gründungen waren die Weiler Volketswil, Gutenswil, Freudwil, Wermatswil. Wilare heisst Weiler. Aus dieser Zeit muss die besondere Bedeutung des «Chindlisteins» bei der Höchi. Einem Nagelfluhfelsbrocken, bei dem die heilige Eiche gestanden haben könnte. Vor den Alemannen sollen allerdings bereits die Römer eine Villa auf dem Bühl errichtet haben. Verschiedene Funde weisen darauf hin, aber Gemäuer eines römischen Hauses hat man bis heute nicht gefunden. Chronist Stumpf schreibt 1548 in einer Notiz «von einem alten zergangenen Schlossz, auff dem Bühel gelegen».

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1992–1994 wurde wegen einer neuen Überbauung auf dem Bühl gegraben. Die Funde des 12. und frühen 13. Jahrhunderts waren unerwartet reichhaltig. Nachgewiesen wurden ein Wohnturm, eine Filterzisterne und ein Umfassungsgraben. Unter anderem wurden 212 Geschossspitzen aus dem 11. und 12. Jahrhundert gefunden.

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Die Erbauer und Besitzer der Burg sind nicht bekannt, es gab aber damals eine ritteradlige Familie von Nänikon. 1233 war ein R. de Nenichon Zeuge bei einer Schenkung. Auf einer Urkunde von 1254 ist ein Theoderico de Nenichon zu finden. Neben der Burg fand man Reste einer Kapelle mit einem Friedhof und einer Friedhofmauer. Auch Kapelle und Friedhof (man hat 106 Gräber mit mindestens 114 Individuen bergen können) sind aus der Zeit des 13.–16. Jahrhunderts.

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Quelle: Burg – Kapelle – Friedhof, Monografien der Kantonsarchäologie Zürich 26, Verlag Zürich und Egg 1995, ISBN 978-3-905647-64-8
Bericht: Notgrabungen in Nänikon/Uster vom «Biwidus» vom 8.9.1996

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Über lange Zeit schweigt die Chronik; bis Ital Reding 1444 Städtchen und Burg Greifensee, im Alten Zürichkrieg, belagerte. Unter den Verteidigern waren auch 34 Männer aus dem Amt Greifensee, also auch Näniker. Das Ende der 64 Mann kennt man: Alle wurden auf der Blutmatte enthauptet. Und als der Scharfrichter, nach kaiserlichem Recht, jeden Zehnten auf die Seite nahm, verlangte Reding, dass auch diese Männer hingerichtet werden, denn da herrsche eidgenössisches Recht. An der Stelle, wo die Hinrichtung stattgefunden hatte, erbaute man zuerst eine hölzerne, später, 1505, unter dem Vogt Edlinbach, eine steinerne Kapelle. Rings um die Kapelle legte man Steine zu einem Ring, dorthin, wo die Enthaupteten gelegen hatten. Mit der Reformationszeit kam auch das Ende der Kapelle. Sie zerfiel und schliesslich holten die Bauern die Steine für ihre Bauten. Seit 1839 sind die letzten Spuren verschwunden.
1842 wurde ein Denkmal mit den Namen der Enthaupteten errichtet und eine Linde gepflanzt, die leider im Jahr 1990 einem Sturm zum Opfer fiel. Später wurden durch den Gemeindeverein Nänikon zwei neue Linden gepflanzt.

Schule

aus «Die Geschichte der Gemeinde Nänikon»

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Früher als in anderen Orten sorgten die Näniker für den Schulunterricht. Im Sommer 1715 äusserte sich der damalige Näniker Schulmeister Hans Denzler, «dass er wüsse oder gehört habe, das vor ihm sin Vatter, Grossvatter, Äni und Uräni Schulmeister in Nänikon gewesen». Viele Schulmeister entstammten der Denzler- und Hager Dynastie. Meistens wurden die Kinder im Lesen, Schreiben und Singen unterrichtet. Die Bibel, der Kathechismus oder ein Gebetbuch waren die damaligen Lesebücher. (Vielfach konnten die Kinder die Texte einfach auswendig.)

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Mit dem Lehrerlohn war’s manchmal bös, darum hatte jeder Schulmeister daneben noch ein Bauerngütlein, eine Schuhmacher- oder Schneiderwerkstatt. Der Lohn wurde eben nur von den anwesenden Schülern bezahlt. So jammerte einer: «Von Anfang der Schul bleiben einiche aus, bis nach hiesigem Jahrmarkt; wann ich es ahnde, so ist die gemeine ausred, die Kinder habend keine Schuh oder winterstrümpf usw., man müsze es ihnen am Jahrmarkt kauffen. Gegen das End der Schul, wann schöne, angenehme frühlingstag einbrechen, schwimmen sie wider nach und nach ab under dem vorwand, die Kinder müszind ins holz. Dißfahls sihet es am schlimmsten aus zu Nänikon ... Die Winterschul dauert von der Mitte des Wintermonaths bis in die Mitte des Merzen. Es sind keine Ferien auszerth am Ustermarkt, Jungfastnachtnachmittag, Hirsmontagnachmittag.»

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Früher ging man in der Wohnstube des Lehrer zur Schule, später bewilligten die Näniker den Bau einer Schulstube. Die hohen Fenster am Haus der Stationsstrasse 28 erinnern noch heute an die frühere Schulstube. 1824 erstellte man das erste richtige Schulhaus und 1846 wurde dann das heutige Türmli Schulhaus gebaut. Später folgte der Kindergarten Vogelsang und im Jahr 2002/2003 das Schulhaus Singvogel.

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The French Flag under the Arc de Triomphe during VE Day..jpg
Fremde Herrschaft

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Am Ausgang des 18. Jahrhunderts kam eine richtige Not über Nänikon. Die Revolution in Frankreich trieb die Preise horrend in die Höhe, und im Vorfrühling 1798 besetzten die Franzosen unser Dorf. Die wollten gut essen und auch eine schöne Unterkunft. Es waren, sagt der Chronist, liebenswürdige Mannen gegenüber den Weibsbildern, und den Näniker Töchtern gefielen die galanten Franzosen besser als die unbeholfenen Bauernburschen. Es kam soweit, dass die Familienväter ermahnt werden mussten, ihre Töchter zu Hause zu behalten.

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1799, wiederum im Frühling, hoben die Franzosen im Zimiker Eichli einen Graben von 100 Schritt Länge und 1,5 m Tiefe aus, um sich gegen die anrückenden Österreicher zu verteidigen. Der Franzosengraben ist heute noch vorhanden (Lageplan in der Nähe der Autobahnausfahrt Volketswil), die Soldaten wurden jedoch vertrieben.Nach den Österreichern kamen die Russen, und damit eine schlimme Zeit für die Näniker. Rasch verpackten die Einwohner ihre kostbaren Sachen in Kisten und vergruben sie in den Obstgärten. Am 18. August 1799 zogen die Russen plündernd und brandschatzend ein. Da wurde niemand verschont. Auf alten Listen ist verzeichnet, wem sie Heu, Korn, Hafer, Vieh und die Hammen aus dem Kamin gestohlen hatten.


Erst Ende September konnten die Franzosen die Russen wieder vertreiben. Wohl waren die Franzosen angenehmer, aber die Bevölkerung war inzwischen mausearm geworden. Zum Glück gab es trotzdem hie und da etwas zu lachen. «So wollte eines Morgens in der Frühe eine Nänikerin zum Bach, um die Wäsche zu waschen. Eine Schildwache rief sie an mit: Qui vive? Da die Frau nicht Französisch verstand, aber doch so tun wollte, antwortete sie: En Wasch. Worauf der Franzose in schallendes Gelächter ausbrach.»


Erst Ende Juli 1801 zogen die Franzosen ab, und die Näniker konnten wieder aufatmen.

Postwesen

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Die Errichtung einer Postablage in Nänikon fällt vermutlich in die Zeit vor 1844. J.H. Manz war der erste Poststelleninhaber. Danach blieb das Amt jahrzehntelang, bis 1926, in der Familie Denzler (Bauernhaus Denzler, Zürichstrasse 50).


Ab 1849 verkehrte der Postwagenkurs täglich über Nänikon. Da 1856 die Bahnstrecke Wallisellen-Uster dem Verkehr übergeben werden konnte, fielen die Postkutschenkurse ab 1859 zugunsten der Bahnpost weg. Die Postlokale waren nach Denzlers im alten Stationsgebäude (abgebrochen beim Bau der S-Bahn), dann im ersten Posthaus P. Pfenninger an der Stationsstrasse 52 und schliesslich bis im Juni 2012 im zweiten Postgebäude an der Bluetmattstrasse 1. Beide Postgebäude wurden auch abgebrochen und an deren Stelle Wohnhäuser erstellt. Seither befindet sich in der Volg-Filiale eine Postagentur.

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Wasserversorgung

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Die Anfänge der Versorgung der Dorfbevölkerung mit Trinkwasser gehen auf zwei einfache Laufbrunnen zurück. 1554 und 1609 erwähnte man erstmals in einem Reisrodel die Dorfbrunnen.


Im Hulfteggerplan von 1679 sind zwei Brunnen eingetragen, mit Stock und Trog dargestellt. Die Brunnenquelle lag im Hopernriet, unterhalb des Kindlisteins. Die Zuleitungen zu den Brunnen bestanden aus Holzröhren, sogenannten Tüchlen. Sofort nach der Fällung legte man die 18–25 cm dicken Föhrenstämme ins Wasser. Dieses Wasserloch nannte man Tüchelros. In die Föhrenstämme bohrte man mit dem 4m langen Tüchelnäpper (auch Teuchelnäpper) von beiden Seiten her, so dass ein 8m langes Rohr entstand. Diese Leitungsrohre besassen ein langes Leben, oft über 100 Jahre.

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Anfänglich waren die Brunnen sehr wahrscheinlich aus Eichenholz und später aus Muschelkalkstein. Der älteste noch vorhandene Brunnen im Dorf trägt die Jahreszahl 1783.1832 wurde beschlossen, «dass bei 10 Schilling Busse verboten seye in den Trögen irgend etwas zu waschen». Ab 1841 musste der Brunnenmeister jeden Samstagnachmittag alle Brunnen ordentlich reinigen. Das Dorf wuchs, es gab immer neue Familien die Trinkwasser vom Brunnen brauchten und so wurde 1851 beschlossen, die Brunnenstube zu vergrössern. So wurden die Brunnen von 2 auf 12 vermehrt. Darum tragen viele Dorfbrunnen die Jahreszahl 1852.


1861 wurde in der Schwerzi eine neue Teuchelrose gegraben. Später, als man keine Holzröhren mehr brauchte, wurde die Teuchelrose zur alten Badeanstalt.

Da in regenarmen Jahren die Brunnen versiegten, entschloss man sich, die Quelle in der Hopern nur noch für die Brunnen du brauchen. Für die Haushalte und die Feuerwehr erstellte man 1922/23 ein Pumpenhaus mit Pumpanlage, um Grundwasser zu fördern und auf der Linde wurde ein Reservoir gebaut. 1927 wurde die Zivilgemeinde Nänikon vom Regierungsrat gezwungen, sich mit Uster zu vereinen und so ist seit dieser Zeit Uster für das Näniker Trinkwasser verantwortlich. Vor Jahrzehten schon wurde die Näniker Quelle in der Hopern zu einem Naturschutzweiher umgebaut, da immer wieder Diskussionen über die Wasserqualität aufkamen. Seither werden die Dorfbrunnen nicht mehr von der Quelle, sondern vom Leitungsnetz der Haushalte gespeist.

1951 wurde der Dorfbach zugedeckt, nachdem er in trockenen Jahren eher ein schmutziges, stinkendes Rinnsal war und damit jede Berechtigung als offenes Gewässer eingebüsst hatte.

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